Daten – die vielleicht härteste Währung unserer Zeit

Sind Sie auf facebook? Vielleicht, um den Kontakt zu Freunden zu halten oder Ideen auszutauschen? Dann sind Sie einer von 31 Mio facebook-Nutzer in Deutschland bzw. einer von über 2 Milliarden facebook-Nutzer weltweit. Dabei hat facebook überhaupt nicht zum Ziel, eine Plattform für den Ideenaustausch zu schaffen. Das primäre Ziel von facebook ist das Sammeln von Informationen über die Nutzer. Und die Bereitstellung dieser Informationen für die werbetreibende Wirtschaft. Je persönlicher, desto besser.

Vom Direktmarketing zum 1:1 Marketing

In meinen Studienunterlagen von 1998 habe ich erst kürzlich wieder das Zitat gefunden: „In zehn Jahren, wird alles Marketing Direktmarketing sein.“ Das ist längst Schnee von gestern – wir sprechen heute vom 1:1 Marketing. Also davon, dass jedem Individuum genau die Infos zugespielt werden, die offensichtlich ideal zu seinem Suchverhalten im Internet passen. Je mehr eine Firma also über Individuen weiß, desto höher ihr Marktwert. Nicht ohne Grund, ist Google die wertvollste Marke der Welt. Nicht ohne Grund ist die Plattform Amazon auf Platz 4 und Facebook auf Platz 5. Dass Unternehmen wie LinkedIn, WhatsApp oder Snapchat Jahr für Jahr Verluste einfahren, schmälert keineswegs ihren Wert, sie werden trotzdem für Milliarden gehandelt. Weil Daten die vielleicht härteste Währung unserer Zeit sind.

Daten von Internet-Plattformen sind harte Währung

Du – der gläserne Kunde

Dass alle Suchanfragen, alle Seitenbesuche und ohnehin fast alles, was wir elektronisch machen, irgendwo gespeichert und zusammengeführt wird, ist heute hoffentlich jedem klar. Und auch, dass nichts umsonst ist. Wir bekommen Content oder kostenloses W-Lan im Supermarkt – wir bezahlen mit unseren Daten und der Möglichkeit uns zu orten. Die Entwicklung mag erschrecken und ich bin sicher, die wenigsten können sich überhaupt vorstellen, welche Datenerfassungen in fünf Jahren möglich sein werden. Es gibt Prognosen, nach denen das Smartphone schon in wenigen Jahren rapide an Bedeutung verlieren wird, weil wir smarte Kleidung tragen werden und mit einem Chip in unserem Pulli bezahlen. Utopie? Die rasante Entwicklung im letzten Jahrzehnt belehrt uns eines Besseren. Aber was ist die Lösung?

Kann man sich Google & Co. entziehen?

Für Otto-Normalbürger gibt es eigentlich keine Alternativen. Natürlich gibt es Nerds, die ihre Spuren im Netz verwischen können und alternativ könnten wir es uns natürlich auch als Selbstversorger fernab jeglicher Zivilisation und Technik gemütlich machen. Aber wirklich praktikabel ist das sicher nicht. Umso interessanter der Gedanke von Nick Srnicek im ZEIT-Interview, über eine Verstaatlichung der Plattform-Giganten nachzudenken. Nick Srnicek forscht am King´s College in London über Automatisierung, soziale Reproduktion und die Ökonomien künstlicher Intelligenz. Er glaubt „dass die Überführung dieser Firmen in einen irgendwie gearteten öffentlichen Besitz die Ideallösung wäre. Aber sobald man das sagt, gerät man in ziemliche Schwierigkeiten: Google oder Amazon dem Staat unterstellen, wie soll das technisch, ökonomisch und rechtlich funktionieren? Ich denke jedenfalls, wir müssen darüber sehr ernsthaft nachdenken und neue Modelle entwickeln, wie eine öffentliche, gemeinnützige Kontrolle aussehen könnte. Das Thema drängt, aber die Diskussion hat noch gar nicht richtig begonnen.“

Neue Datenschutzbestimmungen ein erster Schritt?

Am 25. Mai 2018 tritt die neue EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) in Kraft, um für eine europaweit einheitliche Rechtslage zu sorgen. Mit ihr wird es zwar nicht grundsätzlich verboten, Daten zu sammeln und abzuspeichern, aber der Nutzer muss zumindest darüber informiert werden. Damit ist das sicher kein Meilenstein im Schutz persönlicher Daten, aber immerhin ein kleiner Schritt. Allerdings auch ein Schritt, der vor allem kleine Unternehmen und sogar Privatpersonen vor neue Herausforderungen stellt. Denn das Gesetz betrifft auch das Impressum und die Datenschutzbestimmungen einer jeden Internetseite!

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